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Fortschritt braucht Richtung – Wege zum nachhaltigen Bauen und Sanieren bei der Zweiten Netzwerktagung des Gebäudeforums klimaneutral im EUREF-Campus.

Fortschritt braucht Richtung – Wege zum nachhaltigen Bauen und Sanieren bei der Zweiten Netzwerktagung des Gebäudeforums klimaneutral im EUREF-Campus. 1Bei Burchardt Immobilien und insbesondere mit unserer in den Startlöchern stehenden neuen Plattform Universal Living gehören nachhaltiges Bauen und Sanieren zu den dynamischsten Themen. Auf diesem Gebiet passiert viel, das habe ich bei der Netzwerktagung des Gebäudeforums klimaneutral „Klimaneutrales Bauen und Sanieren“ Ende September in Berlin wieder erleben dürfen: Es ist fantastisch, wie viel Wissen vorhanden ist, wie viele Möglichkeiten bestehen und wie viele Forschungsansätze (neu oder anders) weiterverfolgt werden. Gleichzeitig ändern sich Vorgaben und Gesetze in einem hohen Tempo, sodass die bislang eher schwerfällige Baubranche ganz schön in Bewegung kommt – das gibt Hoffnung …

Das Gebäudeforum Klimaneutral der dena (Deutsche Energie-Agentur GmbH) ist ein Fachforum, über dieses Netzwerk wird Know-how vermittelt und über Veranstaltungen sowie die Online-Plattform multipliziert. Die Vorträge und die Gespräche am Rande dieser Veranstaltung waren inspirierend und haben mich bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Sowohl was generell nachhaltiges Bauen und Sanieren betrifft, als auch mit meinem Fokus auf Holzbau, der zudem Möglichkeiten zur Nachverdichtung und Zum Aufstocken bietet – und das klimafreundlich.

Die Tagung im EUREF-Campus gliederte sich in 4 hochaktuelle Themenbereiche:

Panel I: Wärmepumpe spezial

Panel II: Nachhaltiges Bauen & Sanieren

Panel III: Blick auf Gebäudeenergiegesetz (GEG), Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD)

Panel IV: Quartiere und Einzelgebäude – Wege zur Klimaneutralität

Panel I: Wärmepumpe spezial

Fortschritt braucht Richtung – Wege zum nachhaltigen Bauen und Sanieren bei der Zweiten Netzwerktagung des Gebäudeforums klimaneutral im EUREF-Campus. 3Martina Schmidt (dena) informierte darüber, dass ca. 19 Millionen Gebäude in Deutschland saniert werden müssen. Dabei kommt den Heizsystemen eine zentrale und maßgebliche Bedeutung. Die Zielvorgabe, 500.000 Wärmepumpen pro Jahr einzubauen, ist durchaus ambitioniert, denn 2021 wurden bundesweit nur etwa 150.000 Wärmepumpen installiert. Doch die Branche boomt: Das entsprechende Handwerk (Heizungsbau und Klimatechnik) ist um 40 % gewachsen. Es gibt eine Ausbildungsoffensive, um den Nachwuchs zu fördern und den Fachkräftemangel massiv anzugehen. Die Produktion von Wärmepumpen wird ebenfalls gefördert. Zudem wurden 336 % mehr Förderanträge gestellt als im Vorjahr.

Wärmepumpen sind eigentlich nichts Neues, es gibt sie seit ca. 20 Jahren. Dr. Marek Miara (Fraunhofer Institut) forscht daran seit Langem. Vieles ist bekannt und erprobt und dennoch gibt es immer noch zu wenige Wärmepumpen.

Dr. Miara meint, je weniger Energie für die Erzeugung eines angenehmen Raumklimas benötigt wird, desto besser. Daher ist jede Sanierungsmaßnahme, mit der der Heizenergiebedarf reduziert wird, eine gute Sache – und das gilt für alle Heizsysteme. Dabei ist es ist nicht zwingend erforderlich, dass Häuser umfassend saniert werden. Bei alten Häusern wurden oft im Laufe der Zeit beispielsweise die Fenster getauscht. Das kann als Voraussetzung schon ausreichen, um eine Wärmepumpe einsetzen zu können.

Sein Vortrag endete mit einer launigen Faustformel: „Ich würde mich immer zuerst fragen, was muss mit dem Haus gemacht werden, um eine Wärmepumpe zu installieren und nicht, ob ich eine Wärmepumpe installieren soll. Oft sind relativ kleine Maßnahmen ausreichend. Hauptsache die Bude ist warm.“ Das Portemonnaie der Bewohner sowie die Umwelt profitieren immer vom Einsatz einer Wärmepumpe.

Panel II: Nachhaltiges Bauen & Sanieren André Hempel (BMWSB) berichtete von der  Weiterentwicklung des QNG Siegels – „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“. Voraussetzung für die Vergabe des Qualitätssiegels ist ein Nachweis der Erfüllung div.  Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden. Mit der Nachhaltigkeitsklasse (NH-Klasse) werden im Rahmen des BEG seit 1. Juli 2021 Nachhaltigkeitsaspekte vom Bund gefördert. Seit dem 20.04.2022 treten die ergänzten QNG-Anforderungen für den Neubau und die Komplettmodernisierung von Nichtwohngebäuden im Rahmen der Einführungsphase in Kraft. Sein Tipp: Die Vorgaben des QNG sind ein gutes Arbeitstool, um an diesen Vorgaben entlang zu planen und zu bauen. Was mich besonders freut, Barrierefreiheit ist darin integriert. Prof. Christian Schlüter (Architekt BDA) sagte: „Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Green Building, Ressourcenschonung, all diese Begriffe werden zur Zeit für nahezu jedes Neubauprojekt genutzt. Diese Vorgaben gelten selbstverständlich aber auch für die Sanierung.“ Er stellte die „Neue Burse“ vor, ein gelungenes Beispiel des Umbaus (1999-2003) eines in den 1970er Jahren Fortschritt braucht Richtung – Wege zum nachhaltigen Bauen und Sanieren bei der Zweiten Netzwerktagung des Gebäudeforums klimaneutral im EUREF-Campus. 5gebauten Studentenwohnheims in Wuppertal, dort wurde aus einem eigentlich abrißreifen Gebäude neuer Wohnraum im Niedrigenergie- und Passivstandard geschaffen. Im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen wurde u.a. die alte Fassade entfernt und eine neue  hochwärmegedämmte Fassade vorgelagert auf eigenen Fundamenten. Das Projekt erhielt viele Preise, u.a. 2005 den deutschen Holzbaupreis. Ebenfalls ausgezeichnete Baukunst: Der Campus Rosenheim, das erste Holzhybrid-Studenten-Quartier Deutschlands, das von der DGNB German Sustainable Building Council mit Platin zertifiziert wurde. Professor Schlüter, der an der Planung dieses nachhaltigsten Studentenwohnquartiers Deutschlands ebenfalls beteiligt war, propagiert systemisches Denken: variable Raumnutzungen andenken, hohe Vorfertigungsgrade, Barrierefreiheit – gerade dem kann man nur Beifall zollen. Prof. Elisabeth Endres (TU Braunschweig) brachte sich mit dem dem Fokus auf Robustheit und Einfachheit im Bauen in die aktuellen Diskussionen ein. Ihr Thema: „Warum nicht !!einfach!! bauen? – Wie wenig ist genug und gerade daher gut?“ Das geht von der Einfachheit in den Konstruktionen, den technischen Systemen und Komfortanforderungen der NutzerInnen bis hinein in die Frage der Versiegelung und Erschließung neuen Baulands. Ihre Devise: Loslassen und mit Traditionen brechen, denn nicht hinterfragte, auf ewig weitergeschriebene Standards bringen keine Lösung. Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Professor Petra Riegler-Floors (TU Trier) lehrt und forscht zum Thema recyclinggerecht konstruieren: Wie können wir Gebäude entwerfen, die an ihrem Lebensende nicht auf der Deponie oder in der energetischen Verwertung landen, sondern deren Baustoffe im Kreislauf weiter geführt werden können? Wie können wir unseren immensen Gebäudebestand als anthropogenes Rohstofflager benutzen, also Urban Mining betreiben? Welche neuen Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Stroh oder Pilzmyzel helfen uns, die Reserven-Knappheit einerseits und den Abfall-Überfluss andererseits zu überwinden? Frau Riegler- Floors wies darauf hin, dass viele Grenzen menschengemacht sind. Beispielsweise durch die Gesetzgebung, aber auch durch den Irrglauben, nachhaltig zu bauen sei teurer. Sie äußerte Hoffnung, dass bspw. der große Erfolg der Petition „Bauwende JETZT!“ in eine sinnvolle Gesetzgebung mündet. Sie ist eine der über 50.000 Unterzeichnenden des Aufrufs von Architects for Future zu mehr nachweislich bedarfsorientiertem, flexiblem und umnutzbarem Planen und Bauen.

Panel III: Blick auf Gebäudeenergiegesetz (GEG), Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD)

Wer blickt bei den ganzen Gesetzen und Neuerungen noch durch?
Dr. Martin Schöpe (BMWK) informierte über die Diskussionen im Bundesministerium zu den Rechtsfragen in Bezug auf Wärme, Effizienz und Gebäudekategorien, die Verwendung aller für Solar und PV geeigneten Dachflächen, die Überarbeitung der Energieausweise u.v.m. Dazu sei gesagt, dass ein entsprechendes neues Gesetz in Arbeit ist. Ich bin gespannt.

Der Green Deal ruft. Sonja Leidner (dena) informierte zur EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD). In der EU wird dazu in hohem Tempo und parallel in diversen Ressorts gearbeitet. Die Vorgaben sollen 2023 stehen und bereits 2024 in die Umsetzung gelangen. Das wird wohl dazu führen, dass ineffiziente Gebäude saniert werden müssen, nicht nur beim Eigentumswechsel – sondern auch im Bestand. Dazu wird es entsprechende ordnungsrechtliche Komponenten geben. Es sieht für mich so aus, als ob die Idee eines Sanierungspasses geboren wurde.

Panel IV: Quartiere und Einzelgebäude – Wege zur Klimaneutralität

Im vierten Panel ging’s in die Umsetzung: Quartiere und Einzelgebäuden auf dem Weg zur Klimaneutralität. Susanne Schmelcher (dena) zeigte Wärmestrategien im Quartier an Beispielen aus Zürich und Stuttgart.

Jan-Hendrik Mohr (BUKEA) berichtete von der großen Akzeptanz der Vorgaben in Bezug auf Klimaneutralität, die Hamburg beim Bau neuer Quartiere gewonnen hat. Die Protagonisten würden  klaren Vorgaben schätzen, um von Anfang an klar und systemisch planen und kalkulieren zu können. In Hamburg gibt es beispielsweise Planungsleitfäden für Dachbegrünung, Freiflächen-Solarthermie und barrierefreies Bauen.

Ein Best-Practice-Modell aus NRW stellte Carsten Petersdorff (Energy4Climate GmbH) vor: Das Projekt „KlimaQuartier.NRW“ hat das Ziel, den Bau und die Sanierung von klimafreundlichen Quartieren zu fördern, um Treibhausgase zu reduzieren. Dabei liegt der Fokus auf der Qualität von Gebäudehüllen, der Energieeffizienz und der technischen Infrastruktur. Das KlimaQuartier.NRW bündelt die Aktivitäten des Landes in den Bereichen Energiewende und Klimaschutz. Es unterstützt alle, die an Planung, Bau oder Finanzierung beteiligt sind, bei der Realisierung klimafreundlicher Quartiere.

https://www.energy4climate.nrw/waerme-gebaeude/initiativen-fuer-waerme-und-gebaeude-in-nrw/klimaquartiernrw

Fazit: Die Basis von allem ist Veränderung! Wer keine Fehler machen will, macht auch keine Experimente – und arbeitet weiterhin auf der Grundlage von Systemen, die veränderungsresistent sind. Diesen Zeiten sollten und müssen wir adé sagen.

Fortschritt braucht Richtung! Richtungsweisend waren die Fachvorträge allemal, also nehmen wir unseren Mut zusammen und machen uns auf den Weg!

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